Dem Köl­ner Dom auf´s Dach gestiegen”

Die Tage wer­den kür­zer, die Aben­de län­ger. Da liegt ein Abend mit net­ten Men­schen, die ähn­li­che Inter­es­sen haben, recht nahe. Daher tra­fen sich etwa 20 Mit­glie­der der CDU-Senio­ren­uni­on und wei­te­re Gäs­te zu einem Film­abend der bekann­ten und preis­ge­krön­ten Film­au­toren Jakob und Ute Brei­den­bach im Senio­ren­zen­trum St. Josef in Bad Breisig.

Der ers­te Kurz­film führ­te nach Straß­burg, der “capi­ta­le euro­pé­en­ne”, die wie kaum eine ande­re euro­päi­sche Stadt die Wor­te von Kon­rad Ade­nau­er leben­dig wer­den lässt: “Ein ver­ein­tes Euro­pa — nach dem Krieg ein Traum von Weni­gen, dann eine Hoff­nung für Vie­le. Heu­te eine Not­wen­dig­keit für uns alle?” Auf der Spur die­ser Fra­gen hat­ten sich im Juni die­sen Jah­res über 40 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zwei Tage lang mit der Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung auf den Weg gemacht. Mit dabei waren Jakob und Ute Brei­den­bach, die die beein­dru­ckends­ten Ein­drü­cke der Rei­se in ihrem Film doku­men­tiert hat­ten. Und zur Freu­de der Zuschau­er gab es natür­lich des öfte­ren den Aus­ruf: “Guck mal, bist Du das da vorne?”

Von Straß­burg aus ging´s zum Köl­ner Dom. “Dem Köl­ner Dom auf´s Dach gestie­gen” war das Ehe­paar Brei­den­bach, mit­samt ihrer sicher nicht ganz leich­ten Film­aus­rüs­tung, über 240 Stu­fen bis auf gut 157 Meter — wenn man Glück hat und der Bau­auf­zug funk­tio­niert. “Nur geeig­net für höhen­fes­te und schwin­del­freie Per­so­nen”, so heißt es offi­zi­ell in den Infor­ma­tio­nen zu den Füh­run­gen, die man eini­ge Mona­te im Vor­aus buchen muss. Aber schon wäh­rend des Auf­stiegs wird man belohnt durch den Aus­blick auf die fili­gra­ne Eisen­kon­struk­ti­on des Dach­stuhls, die älter ist als der Eif­fel­turm. Auf hal­ber Höhe pas­siert man die Glo­cken­stu­be, 12 Glo­cken mit ihrem ein­ma­li­gen Klang, allen vor­an die Peters­glo­cke, lie­be­voll der “decke Pit­ter” genannt, mit einem Gewicht von 24 Ton­nen, einem Durch­mes­ser von über 3 Metern und bis zum Jahr 2016 die größ­te am gera­den Joch schwin­gen­de Glo­cke der Welt. Sie läu­tet nur zu beson­de­ren Anläs­sen und hohen Feiertagen.

Dem Besuch einer der größ­ten goti­schen Kathe­dra­len schloss sich ein Spa­zier­gang über den Alten Fried­hof in Bonn an. Mit sei­nem dich­ten alten Baum­be­stand ist er heu­te eine der weni­gen grü­nen Inseln der Innen­stadt. Um 1715 wur­de er, damals noch vor den Toren der Stadt, als “Arme-Leu­te- und Sol­da­ten­fried­hof” ange­legt. Jedoch begann mit der Grün­dung der preu­ßi­schen Uni­ver­si­tät in Bonn ein Jahr­hun­dert spä­ter und dem dar­auf fol­gen­den Zuzug zahl­rei­cher Pro­fes­so­ren und einem ins­ge­samt schnell wach­sen­den Bil­dungs­bür­ger­tum, das sich eine reprä­sen­ta­ti­ve Aus­ge­stal­tung sei­ner Fami­li­en­grab­stät­ten wünsch­te, eine rasan­te  Ent­wick­lung zur Ruhe­stät­te bedeu­ten­der Per­sön­lich­kei­ten. Nach­dem sämt­li­che Mög­lich­kei­ten zur Erwei­te­rung des Fried­hofs aus­ge­schöpft waren, muss­te er 1884 geschlos­sen wer­den. 100 Jah­re spä­ter, 1984, wur­de er unter Denk­mal­schutz gestellt. Die Pfle­ge des Fried­hofs als bedeu­ten­des Kul­tur­denk­mal, vor allem aber die Erhal­tung der Grab­stät­ten von z.B. Cla­ra und Robert Schu­mann, der Pro­fes­so­ren Ernst Moritz Arndt, August Wil­helm Schle­gel und Karl Joseph Sim­rock, Dich­ter der Rhein­ro­man­tik, und vie­ler ande­rer bekann­ter Musi­ker, Dich­ter, Rechts­ge­lehr­ter hat sich seit der Grün­dung 1975 die “Gesell­schaft der Freun­de und För­de­rer des Alten Fried­hofs in Bonn” zur Auf­ga­be gemacht.

Wei­ter ging es dann mit ganz irdi­schen Not­wen­dig­kei­ten: Der Küchen­chef hat­te für alle Film­be­geis­ter­ten einen schmack­haf­ten Imbiss vorbereitet.

Sodann gestärkt war­te­te man gespannt auf den nächs­ten Film, in dem ein Baum die Haupt­rol­le spie­len soll­te. 14 Minu­ten lang beglei­te­ten die Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er einen knor­ri­gen alten Apfel­baum auf einer Wie­se bei Schal­ken­bach, mor­gens, mit­tags und abends, über alle vier Jah­res­zei­ten, bei Son­ne, Regen, Schnee und Eis. Über 40-mal hat­ten ihn die bei­den Fil­me­ma­cher besucht, um die­se wun­der­schö­nen Auf­nah­men machen zu kön­nen. Und auch, wenn die Äpfel ursprüng­lich aus Zen­tral­asi­en stam­men, ist heu­te ein Apfel­baum für uns ein Stück Heimat.

Hei­mat, vor allem, was der Ver­lust der Hei­mat bedeu­tet, war auch das The­ma des letz­ten Films. Die Ahr­flut am 14. Juli 2021 ist noch in aller Erin­ne­rung. Nach den ers­ten Mona­ten, in denen es vor allem dar­um ging, mit den schlimms­ten Fol­gen fer­tig zu wer­den, stell­te sich dann in Bad Neu­en­ahr die Fra­ge: “Was machen wir mit den Ufer­lich­tern, die jedes Jahr von Dezem­ber bis in den Janu­ar hin­ein im Rah­men des Weih­nachts­mark­tes im Kur­park und auf der Kur­gar­ten­brü­cke so viel Freu­de ver­brei­ten?” Schnell war das ehren­amt­li­che Team ent­schlos­sen, auch wenn der Kur­gar­ten im Schlamm ver­schwun­den, die Kur­gar­ten­brü­cke zer­stört und der Groß­teil der Gerüs­te, der Stän­der, der Elek­trik und vor allem der wun­der­schö­nen flo­ra­len Designs des Flo­ris­ten Gre­gor Lersch der Flut zum Opfer gefal­len waren: Die Ufer­lich­ter soll­ten soll­ten ein strah­len­der Licht­blick nach der Flut wer­den. Der Film beglei­te­te das Team dabei, unter schwie­ri­gen Bedin­gun­gen ein­ge­trock­ne­ten Schlamm abzu­wa­schen, Kabel zu repa­rie­ren und dabei nicht den Mut zu ver­lie­ren, vor allem aber ganz viel zu impro­vi­sie­ren und neue Kon­struk­tio­nen zu erfin­den. Und tat­säch­lich wur­de alles recht­zei­tig fer­tig, und der Dank und die Freu­de so vie­ler Besu­cher waren der Lohn der Anstren­gun­gen. Man hat­te recht behal­ten: Auf­ge­ben war kei­ne Alternative!

Der unter­halt­sa­me Film­abend war wie im Flu­ge ver­gan­gen. Das Fil­merehe­paar Brei­den­bach wur­de mit einem gro­ßen Applaus und einem klei­nen Wein­prä­sent ver­ab­schie­det. Der Vor­sit­zen­de Harald Trin­kaus ver­sprach: „Jakob und Ute Brei­den­bach haben mir ver­spro­chen, dass wir auch im nächs­ten Jahr wie­der einen Film­abend für die Senio­ren-Uni­on und inter­es­sier­te Bür­ger durch­füh­ren werden.“